Die Leitlinie „Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität“ empfiehlt die serologische Untersuchung als Primärdiagnostik, wenn der Verdacht auf Zöliakie besteht. Dieser spezifische Antikörpertest kann auch dann erfolgen, wenn im Verwandtschaftsverhältnis ersten Grades Zöliakie bereits bekannt ist. In diesen Fällen kann das Risiko für die Entstehung einer Zöliakie erhöht sein, ohne dass beim Patienten selbst bereits etwaige Symptome vorliegen. Als alleiniges Verfahren zu Diagnose reicht der Antikörpertest nicht auf. Zur Sicherung der Diagnose wird meist eine Dünndarmbiopsie und im Anschluss an die abgeschlossenen Untersuchungen eine glutenfreie Ernährung empfohlen.
Eine serologische Diagnostik ist im eigentlichen Sinne ein Bluttest, bei dem bestimmte Antikörper geprüft werden. Zum einen werden Antikörper getestet, die sich als Immunreaktion auf bestimmte Substanzen von außen bilden. Im Falle einer Zöliakie sind solche Fremdantigene, die zur Bildung von Antikörpern führen, die Gliadine, die im Gluten enthalten sind. Die zweite Testgruppe sind die körpereigenen Antigene, bestimmte Antikörper, die in den Skelettmuskelfasern enthalten sind. Um ein unverfälschtes Testergebnis zu erhalten, sollte vor dem Bluttest kein Verzicht auf Gluten stattgefunden haben.
Eine Bestimmung des Immunglobulins A (IgA) hat keine direkte diagnostische Aussagekraft bei Zöliakie. Allerdings ist der Test notwendig, um einen Immunglobulin-A-Mangel auszuschließen, der bei zwei Prozent der Bevölkerung vorkommt. Dieser Mangel kann dafür sorgen, dass Antikörper, die auf eine Zöliakie hinweisen, nicht nachgewiesen werden können.
Endomysium ist eine Bindegewebsschicht, die einzelne Muskelfasern umgibt. Endomysium-Antikörper (EmA-Ak) treten bei einem Großteil der Zöliakie-Patienten auf. Je höher die Konzentration dieser spezifischen Antikörper ist, desto stärker ist die Rückbildung der Darmzotten bereits vorangeschritten.
Bei diesem Test werden die Gewebstransglutaminase-Antikörper (tTG-Ak) geprüft, welche nahezu bei allen Zöliakie-Patienten vorliegen und bei gesunden Menschen nicht. Laut Empfehlung sollte entweder auf diese oder auf Endomysium-Antikörper getestet werden. Diese Antikörpertests gelten als besonders sensitiv und spezifisch, da sich anhand der Testergebnisse nicht nur die Zöliakie selbst, sondern auch ihr Stadium nachweisen lässt.
Zur Sicherung der Diagnose von Zöliakie sollte im Anschluss an die positiven Testergebnisse aus der serologischen Untersuchung eine Dünndarmbiopsie erfolgen. Bei der Dünndarmbiopsie wird eine Gewebeprobe aus der Dünndarmschleimhaut entnommen. Diese Untersuchung ist in der Regel ungefährlich und dauert meist nicht länger als 15 Minuten.
Bei der Biopsie wird ähnlich wie bei einer Magenspiegelung eine Kamerasonde über die Speiseröhre in den Magen und weiter in den oberen Dünndarm geschoben. Aus der Schleimhaut werden einige kleine Gewebeproben entnommen, die anschließend mikroskopisch im Labor ausgewertet werden. Der Befund auf Zöliakie richtet sich nach mehreren Faktoren. So wird beispielsweise die Anzahl der in der Schleimhaut befindlichen Lymphozyten ausgewertet, die auf eine Entzündung hindeuten können. Weiterhin wird die Zottenlänge gemessen und die Anzahl spezifischer Entzündungszellen in der Bindegewebsschicht unter der Schleimhaut bestimmt.
Die labortechnische Untersuchung und die Diagnosestellung sollte nach den sogenannten Marsh-Kriterien erfolgen. Von Zöliakie spricht man ab den Marsh-Kriterien 2 oder 3:
Marsh 0: Dünndarmschleimhaut unauffällig, kein Befund
Marsh 1: Vermehrte Anzahl von Lymphozyten
Marsh 2: Zwischenräume zwischen den Zotten vertieft, sog. Kryptenhyperblasie
Marsh 3a: Beginn der Rückbildung von Zotten des Dünndarms
Marsh 3b: Fortgeschrittene Rückbildung der Zotten
Marsh 3c: Vollständige Rückbildung der Dünndarmzotten
Um die Diagnose der Zöliakie zu sichern, wird darüber hinaus im Anschluss an die serologischen und histologischen Untersuchungen eine glutenfreie Diät empfohlen. Bei Patienten mit Symptomen zeigt sich nach Beginn der Diät rasch eine Besserung der Beschwerden. Bei symptomfreien Patienten sollten die serologischen und histologischen Untersuchungen nach der Diät wiederholt werden, um Veränderungen an der Dünndarmschleimhaut und in der Anzahl der Antikörper festzustellen.
Sabrina Mandel